Die Lebens- und Arbeitsbedingungen der arbeitenden Bevölkerung waren
miserabel und sie hatten im Durchschnitt eine Lebenserwartung von 37
Jahren. Den arbeitenden Menschen aus Städten den Zugang zur Natur zu
erschliessen, war das Ziel der Gründergeneration der Naturfreunde-
Bewegung vor über 100 Jahren.
1895 schlossen sich die ersten Naturfreunde zusammen, um die Natur als
Quelle der Erholung zu erkunden und erleben, fortzubilden und Aktivitäten zu organisieren.
Im März inseriert der Sozialist und Lehrer Georg Schmiedl drei Tage lang in der "Arbeiterzeitung", um Gleichgesinnte zur Gründung einer "touristischen Gruppe" zu finden. Drei schrieben sofort:
Josef Rohrauer, sein Vater Alois und Karl Renner. Am Ostersonntag wird der erste Ausflug in den WienerWald veranstaltet. Im September gründen 185 Männer und Frauen in Wien den Touristenverein
„Die Naturfreunde“.
Alois Rohrauer, der erste Vereinsobmann, Leopold Happisch, der spätere langjährige Redakteur der Vereinszeitschrift, und Karl Renner führten die Vereinsgeschäfte. Karl Renner schrieb “Rohrauer
und ich bereiteten nun die Umwandlung der losen Gruppe in einen ständigen Verein vor, der neben die alpinen Vereine des Bürgertums treten und durch geringe Mitgliedsbeiträge dem Arbeiter die
organisierte Teilnahme am Bergsport möglich machen sollte“.
Karl Renner entwirft das Symbol des neuen Vereins. Der Handschlag samt den drei Alpenrosen steht für die Solidarität der Arbeiterbewegung. Der Wahlspruch lautete “Hand in Hand durch Berg und Land!” und kenn- zeichnete den Anspruch auf Freizeit und Erholung zu einer Zeit, wo die Eigentumsrechte jede Nutzung von Wald und Bergland für Erholungszwecke ausschlossen.
Es ist kein Wunder, daß in Hanau, der Stadt des Gold-und Silberhandwerks, ein Juwelier /Georg Dassbach und ein Goldschmiedemeister /Philipp Blumöhr die Idee der Naturfreundebewegung - „Aus grauer
Städten Mauern....“ auffingen und umsetzten in Taten. Beide waren in einem Cabinett als Goldschmiede angestellt und aktive Mitglieder des Metallarbeiterverbandes und wußten aus diesen
Erfahrungen, wie wichtig es war, die arbeitende Bevölkerung raus aus Ihrem „alltäglichen grau“ zu ziehen, rein in das Erlebnis Natur und Gemeinschaft. Den Weg in die Gemeinschaft der
Arbeiterbewegung, die nicht bereit war ihr Elend, wie den 10 Stundenarbeitstag mit schlechten Arbeitsbedingungen, kargen Löhnen und mangelnden Wohnbedingungen, hinzunehmen.
Im Gasthaus zum Schützen in der Kirchstraße wurde am 6. Januar 1912 die Ortsgruppe Touristenverein Die Naturfreunde Hanau gegründet. Georg Dassbach wurde Obmann und Philipp Blumöhr Kassierer der
Ortsgruppe. Beide behielten bis 1928 ihr Amt inne. Noch im selben Jahr schloß man sich dem Landesverband an.
1930 verließen G. Dassbach und P. Blumöhr den Vorstand. Georg Dassbach wurde Obmann im Bezirk Spessart und Philipp Blumöhr Sekretär im Metallarbeiterverband und zog nach Schweinfurt.
Die erfolgreich begonnene Arbeit erfährt durch den Ersten Weltkrieg ein baldiges Ende. Nach dem Krieg war „Die Idee“ aber nicht vergessen und die verbliebenen Freunde gehen mit neuer Kraft
an den Wiederaufbau und Ausbau der Gruppe. 1920 wird die erste Kinder- und Jugendgruppe gegründet. Voller Elan pachtete die Ortsgruppe eine Schutzhütte (Einsiedlerhütte) bei Kälberau im
Vorspessart. Diese Hütte war für die Arbeitervereine Hanaus und Umgebung ein attraktiver Treffpunkt.